In den ersten zwei Schuljahren wird an der Freien Waldorfschule Mayen nach dem Konzept des Bewegten Klassenzimmers unterrichtet, angelehnt an das sogenannte „Bochumer Modell“. Dieses beinhaltet unter anderem, dass im Klassenzimmer auf die gängigen Tische und Stühle verzichtet wird und die Kinder stattdessen auf Bänkchen sitzen, die verbunden mit einem Sitzkissen als Tisch dienen oder auch zum Bauen von Bewegungslandschaften herangezogen werden können. Je nach Unterrichtssituation und in der Regel auch mehrfach in einer Stunde können die Bänkchen stets unterschiedlich ausgerichtet werden, so z.B. frontal zur Tafel hin, im Kreis, zu Grüppchen, als lange Essenstafel oder ganz beiseite.

Für die Schülerinnen und Schüler bedeutet dies eine abwechslungsreiche Körperhaltung und vielfältige Bewegungsmöglichkeiten. Allein auf den Kissen gibt es eine Vielzahl an möglichen Sitzpositionen, wie den Reitersitz und den Fersensitz, deren abwechselnde Einnahme eine gesunde Entwicklung und Erhaltung der Wirbelsäule ermöglicht. Schon vor dem morgendlichen Unterrichtsbeginn wird der Klassenraum der unteren Klassen durch die Klassenlehrer für die Kinder vorbereitet in Form einer Bewegungslandschaft, sodass jedes Kind, das nach der persönlichen Begrüßung an der Tür den Raum betritt, direkt angeregt wird sich kreativ sowie konzentrations- und gleichgewichtsschulend zu bewegen. Dieser vorunterrichtliche Beginn ist ebenso wie die Unterrichtsformen Kreis und Gruppentische für das soziale Miteinander von entscheidender Bedeutung. Angelehnt an das „Bochumer Modell“ besteht das „Bewegte Klassenzimmer“ an der Freien Waldorfschule Mayen i.G. darüber hinaus aus weiteren entwicklungsfördernden Säulen:

  • Die Bindungsfähigkeit wird dadurch gefördert, dass der Klassenlehrer die Klasse über den gesamten Vormittag als verlässliche Bezugsperson begleitet. Aus dieser starken Bindungserfahrung heraus, können sich die Kinder später der Welt und anderen Menschen gegenüber öffnen und eine sichere Sozialfähigkeit aufbauen. Auch ihre Offenheit und ihr Interesse gegenüber neuen Unterrichtsinhalten können dadurch leichter gelingen.
  • Darüber hinaus gehört ein regelmäßiger Stundenplan zum Konzept, der den Kindern durch rhythmische, sich wiederholende Abläufe Halt und Struktur gibt. Der Schultag endet mit einem durch den Klassenlehrer gestalteten Tagesabschluss.
  • Gelegenheit zur Nachreifung der Sinne zu geben durch vielfältige Sinneserfahrungen und Spiele ist des Weiteren ein zentraler Aspekt des „Bochumer Modells“, denn gut entwickelte Körpersinne stellen ein stabiles Fundament für die Aufmerksamkeit, die Leistungsfähigkeit, das Selbstvertrauen sowie für das Erlernen der Kulturtechniken Schreiben, Lesen und Rechnen.

Als letzte Säule dient die Lebenspflege, zu deren Zweck z.B. gemeinsam zelebrierte Mahlzeiten, eine ausgiebige Freispielzeit, Klassendienste und schön gestaltete Klassenräume angeführt werden können. Auch die wiederkehrenden Rituale spielen hierbei eine wichtige Rolle.
Im „Bewegten Klassenzimmer“ ist die Bewegung ein Hauptelement jedes Lernens im Unterricht, da Bewegung und Wahrnehmung die Grundlagen des Lernens sind. Der Unterricht ist dabei immer ein Prozess, der (Mit-)Bewegung erfordert. Die Bänkchen und Sitzkissen können dazu in vielfältigster Form als kreatives Hilfsmittel zum Aufbau von Lernsituationen verwendet werden oder räumlichen Platz zum Bewegen bieten.