Das Schulgelände der Freien Waldorfschule Mayen i.G. liegt am Naturschutzgebiet Grubenfeld. Überlagernd gibt es ein Naturschutzgebiet zum Schutz der bedeutenden Fledermausvorkommen. Das Naturschutzgebiet ist gut erschlossen und macht die Geschichte von Vulkanismus und Basaltabbau, die die Region prägen, erlebbar. Gleichzeitig gibt es Freiflächen, die für die Waldstunde der unteren Klassen gut genutzt werden können.

Auf dem Schulgelände soll ein lebendiger, einladender Lebensraum für Menschen und Tiere und ein besonderer Lern- und Aufenthaltsort für die Schülerinnen und Schüler entstehen. Schulgarten und „Natur“ sollen zu einer Einheit verwoben sein. Bestäubende Insekten sollen z.B. in bunten Säumen ebenso wie in den Beeten Nahrung finden. Der Rhythmus, der in den naturnahen Freiflächen erlebbar ist, wird im Gartenbau aufgegriffen.
Der Nutzgarten soll spürbar Teil eines größeren ökologischen Systems sein und davon profitieren. In der „Natur“ ist Anfassen aber durchaus erlaubt; die Flächen werden schonend bewirtschaftet und genutzt.

Der Schulhof soll nicht nur von den Schülerinnen und Schülern belebt werden, sondern auch von naturnahen Pflanzflächen, die die Jahreszeiten erlebbar machen, die Blumenschmuck zum Anschauen oder Pflücken bieten und auch im Sinne einer essbaren Landschaft funktionieren. Dazu werden auch die Südseiten der Gebäude für Spalierobst/Wein/Kiwis genutzt. Analog zur wachsenden Schule werden auch Schulgartenbereich und Naturbereich aufeinander zu und im Schulhofbereich ineinander wachsen. Wie sich diese Verwobenheit gestalterisch darstellt, wird sich in den nächsten Monaten und Jahren genauer zeigen.
Die Freiflächen sollen Bezug nehmen zum Grubenfeld; sie sollen Fledermäuse anlocken (Insektenreichtum), sie sollen die Vegetation aufgreifen, aber die ohnehin vorhandene Pflanzenvielfalt auch noch im Sinne der Nutzbarkeit erweitern. Es soll spürbar sein, dass es möglich ist, einen lebendigen Ort zu schaffen und dass der Mensch Teil eines Systems und weder per se Zerstörer noch Retter ist. Der Schulgarten der Freien Waldorfschule Mayen i.G. ist nicht das grüne Anhängsel des Schulbetriebs, sondern Bestandteil des Organismus Schule.

Die Gestaltung der Freiflächen soll auch für andere Fächer und schulische Aktivitäten praktischen Nutzen bringen und auch hier Vernetzungen herstellen:

a) Produkte
• Honig- und Wachsproduktion •
• Wolle (geplant ist eine Zwergschafhaltung zur Beweidung)
• Streuobst und Wildobst
• Grünholz/Weidenruten
• Gemüse/Kräuter/Beerenobst
• Blumen- und Jahreszeitenschmuck

b) Räume
• Versammlung/Feste
• Aufenthalt und Spiel •
• Unterricht im Freien •
• Mittagsbetreuung in den ersten Jahren (teils unter freiem Himmel, teils in einer Jurte) •
• Ort des Andenkens/der Besinnung

Da das Schulgrundstück der Freien Waldorfschule Mayen i.G. noch kein fertiges Grundstück ist, wird es sich im Lauf der Zeit mit den Menschen entwickeln, die daran und darin arbeiten und ihre Wünsche und Ansprüche einbringen.

Funktionierende Flächen, die noch nicht genutzt werden müssen, werden erst einmal unberührt gelassen. hier ist z.B. das Schlehendickicht zu nennen, das einen relativ hohen ökologischen Wert hat, aber später teilweise dem Zeitkünste-Gebäude weichen muss. Einsaaten, die die Pflanzmaßnahmen von Gehölzen flankieren, führen zu relativ schnellen Veränderungen im Aussehen der Freiflächen, so wie die Blumenwiese mit Jurte und die Streuobstwiese mit Schafen.

Die Schülerinnen und Schüler gestalten ihr Schulgelände selbst; z.B. ziehen sie selbst die Pflanzen für Wildhecken und Pflanzbereiche und sind damit von Anfang an eingebunden und Erschaffer.

Der Widerspruch, erst mit den Schülerinnen und Schülern zusammen Freiflächen zu gestalten, die später für den Bau weiterer Gebäude abgerissen werden müssen, wird aufgelöst, indem in den Bereichen künftiger Gebäude Nutzungen vorgesehen werden, die die Funktion des späteren Gebäudes vorwegnehmen und ggfs. auch die Proportionen widerspiegeln, z.B. Sitzmöglichkeiten im Bereich der späteren Mensa, Freiluftwerkstatt an Stelle der Werkräume oder Rasenfläche als Festwiese im Bereich des Festsaals. Andere Pflanzungen sind ohnehin temporär, z. B. ein Quartier zur Anzucht von Wildgehölzen, die später in Hecken und Hain Verwendung finden.